Dieses Jahr ein Brückentag, denn der 1. Mai ist ein Dienstag
Der 1. Mai ist für viele Arbeitnehmer ein verlängertes Wochenende und Anlass zur Freude.
Eigentlich war und ist der 1. Mai ein politischer Feiertag.
Er wird als der Tag der Arbeit gefeiert.
Klingt irgendwie paradox da doch genau an diesem Tag die Arbeit ruht.
Dass diese natürlich nicht wirklich so sein kann liegt in der Natur der Dinge, denn nicht an jedem Arbeitsplatz kann man alles stehen und liegen lassen und frei machen. Unbeschadet davon hat der Arbeitnehmer ein Recht auf "frei" an diesem Tag, denn der erste Tag im Mai ist ein gesetzlicher Feiertag.
Der 1. Mai ist für viele ein Tag den sie gesellig in der Natur verbringen wollen.
Die Natur genießen und natürlich auch all die Dinge tun, die man so landläufig am 1. Mai tut, weil‘s so der Brauch ist, oder weil man einfach grad Lust drauf hat und sonst nicht dazu kommt.
Die Palette der Möglichkeiten ist groß und der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Jedoch läuft der Tag meistens nach altem Brauch und eingefahrenen Riten ab.
Am Tag vor dem 1. Mai wird der Maibaum aufgestellt
Vielerorts wird schon am Vorabend ein Maibaum aufgestellt. Geschmückt mit den Zunftzeichen der Handwerker, mit Kränzen, bunten Bändern, Wimpeln und Fahnen. Das geschieht bei Musik und Grillwürstchen oder anderen Leckereien. Steht der Baum, dann wird gejohlt, geklatscht und gefeiert. Früher gab‘s auch noch, und gibt es auch heute noch, in ländlicher Gegend den dazu gehörigen Tanz in den Mai.
Der Abend kann, je nach Geselligkeit und Laune, dann schon mal recht lang werden. Was zur Folge hat, dass am nächsten Morgen Männer und Frauen zusammen mit einem richtigen ‚Kater‘ zur Maiwanderung aufbrechen.
Aber nicht nur wandern, auch radeln, mit einer geschmückten Pferdekutsche oder einem Bollerwagen zu fahren ist Brauch. So geht’s schon früh morgens über Wiesen und Waldwege in lustiger Runde los.
Die Menschen sind fröhlich, ausgelassen und in Feierlaune.
Unterwegs werden Birkenreißer mitgenommen oder Maiglöcken gepflückt.Letztendlich endet der 1. Mai-Feiertag nicht selten im geselligen Beisammensein mit Holzkohlengrill, Bier und Musik und dazu darf auch noch lebhaft gesungen werden.
Doch, woher kommt eigentlich der Brauch, dass der 1. Maitag so gefeiert wird?
Ich habe mich dazu etwas belesen und fand eine Abhandlung darüber, dass der Anfang in einer Massendemonstration 1886 durch die nordamerikanische Arbeiterbewegung begründet ist. Diese riefen zum Generalstreik aus, um die Durchsetzung des Achtstundentages zu erreichen.
In Chicago, in einer Fabrik für landwirtschaftliche Geräte drohten die Arbeiter ebenfalls mit Streik, weil sie mit dem 12Stunden-Tag unzufrieden waren. Der Durchschnittsverdienst am Tag betrug gerade mal drei Dollar. Die Geschäftsleitung reagierte auf die Androhung mit Aussperrung und wollte die beinahe 1000 Stellen mit Einwanderern besetzen. Jedoch, es meldeten sich lediglich 300, während in anderen Fabriken die Arbeiter Schlange vor den Fabrikpforten standen.
Der Chefredakteur August Spies war Herausgeber der ‚Arbeiter-Zeitung‘.
Er hielt auf einer Arbeiterversammlung am Abend des 1. Mai 1886 eine Rede auf dem Haymarket in Chicago. Danach kam es zum mehrtägigen Streik in Chicago und zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Eskalation, Gewalt und schließlich wurde eine Bombe geworfen, die einen Polizisten tötete und zahlreiche Demonstranten und Polizisten verletzte. Es gab noch mehr Tote aufgrund des Bombenanschlages.
So ist der Ursprung des '1. Mai' auch als ‚Haymarket Affair‘ bekannt.
1889 beim Gründungskongress der Zweiten Internationale wurde zum Gedenken an die Opfer des Haymarket der 1. Mai als ‚Kampftag der Arbeiterbewegung‘ ausgerufen. Am 1. Mai 1890 wurde zum ersten Mal dieser ‚Protest-Gedenktag‘ mit Massenstreiks und Massendemonstrationen in der ganzen Welt begangen.
Von diesem Rücksblick auf den Ursprung übergeleitet zum heutigen 1. Mai ist zu sagen, dass der '1. Mai' 1933 durch die Nationalsozialisten zum gesetzlichen Feiertag erhoben wurde. Das Reichsgesetz vom 10. April 1933 benannte ihn dann als den "Tag der nationalen Arbeit". Im Jahre 1934 wurde der 1. Mai zu einem "Nationalen Feiertag des deutschen Volkes" erklärt.
Die Alliierten bestätigten nach dem zweiten Weltkrieg den '1. Mai' und es durften beschränkt Maikundgebungen durchgeführt werden.
In der ehemaligen DDR und anderen sozialistischen Ländern wurde der 1. Mai als 'Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus' mit Mai-Paraden begangen. Neben politisch organisierten Demonstrationen gab es seit den 1980er Jahren auch immer wieder Ausschreitungen in der Bundesrepublik, vor allem im Zusammenhang mit der Demonstration zum 1. Mai in Berlin/Kreuzberg. Weltweit kann man sagen, ist der 1. Mai zu einem Begriff geworden, auch wenn Vielen die Herkunft nicht mehr geläufig ist.
Und noch zum guten Schluss ein Schwenk zum Brauchtum.
Ab dem ersten Tag im Mai bis Ende Mai werden in der katholischen Kirche zu Ehren der Mutter Gottes Marienlieder gesungen.
Der Mai ist auch als der Wonnemonat bekannt und wird in alten Volksliedern auch so besungen.
Und, natürlich gäbe es noch viel mehr zum '1. Mai' zu sagen, aber ich denke, für jetzt ist mal genug.
Ich wünsche Euch einen fröhlichen 1. Mai-Feiertag mit Sonne und gutem (Wander)Wetter und freu mich, wenn meine kleine Exkursion in die Ursprünge des '1. Mai' gefallen hat.
© Gaby M